Freitag, 18. Mai 2012

Irrungen & Wirrungen

Bei trübem Wetter fahre ich ohne nachzudenken, bis ich nach 17 km feststelle, daß ich die falsche Richtung eingeschlagen habe. Aber dieses wunderschöne Bergsträßchen fahre ich gerne nochmal!
Laut meiner Karte soll es hier eine große Küstenstraße geben - ja, vielleicht in 2020! So kämpfe ich mich im Zickzack durch die Berge und frage immer wieder nach dem Weg. Zuverlässig kommt immer sofort die Gegenfrage "wo ist Dein Mann?" oder "hast Du keinen Freund?"
"Hier gibt es keine Straße" meint ein Straßenbauarbeiter. "Du kannst am Strand entlang fahren. Der Sand ist naß, da geht das gut - mit Deinem Motorrad." Auf den Versuch verzichte ich jedoch lieber.
An einem sonnigen Fleckchen über dem Meer mache ich Pause. Ich überlege, ob ich diesem Weg hier wirklich weiter vertrauen soll. Da hält ein Quadfahrer auf dem Weg zur Moschee, um mich zu begrüßen. Er verspricht: ja, diese Straße geht weiter. Meine Lisl und ich schalten auf "Gelände" um, d.h. ein Gang runter und in die Fußrasten. So flitzen wir mit knapp 60 Sachen den Weg entlang. Diese Straße bietet wirklich alles: vom eispurigen Schlammpfad bis zum 4-spurigen Asphaltband erstreckt sich die Bandbreite!
Zum ersten Mal seit ich an diesem Schwarzen Meer entlangfahre, riecht es jetzt wirklich nach Meer; nach Muscheln, Algen und Fisch - herrlich!
Hinter Zogulndak beginnt eine phantastische Landschaft: steile, enge, dichtbewaldete Berge, Weinberge, adrette Blumengärtchen. Ebenso phantastisch ist natürlich die Straße: Serpentinen ohne Ende oder sogar einfach senkrechte Auf- und Abstiege. Es ist wirlich eine "grüne Hölle" hier. Daher ist es leider auch ebenso diesig bis hin zum Nieselregen. Dennoch kann ich gelegentlich einen Blick von der Steilküste aufs Meer erhaschen. Als ich das fotografieren will unterschätze ich leider die Tiefgründigkeit des Banketts uns meine Lisl wird wieder mal hinfällig.
Natürlich ist es in so einer Landschaft schwer, einen Zeltplatz zu finden. Ich muss lange suchen znd tief in die Trickkiste greifen. Zu guter Letzt bleibe ich an einem Fluß neben dem Sportplatz. Am gegenüberliegenden Ufer steigen die Berge steil auf und werfen das Echo der Kinderrufe zurück.
Irhan, ca. 14 Jahre, setzt sich zu mir und leistet mir Gesellschaft, obwohl wir kein Wort wechseln können. Ich glaube, die anderen mögen ihn nicht so.

Strecke