Freitag, 1. Juni 2012

Wenn Engel reisen (bisher hat ja die teuflische Abstammung regiert)

Bevor ich von heute erzähle muß ich Euch leider sagen, daß auf meinem Handy gestern einige Apps kaputtgegangen sind, so daß ich meine Routen nicht mehr hochladen kann.
Nach langem gutem Schlaf weckt mich ein sonniger Tag. Ringsherum trocknet die Sonne den Tau der Nacht - nur mein Zelt steht am einzigen schattigen Platz weit und breit. Aus den flachen Hügeln ragt an einigen Stellen blanker Fels hervor, und genau da hab ich mich niedergelassen.
Beim Frühstück genieße ich den Blick, die Ruhe vom Zivilisationslärm und die Geräusche der Natur. Ich bin immer noch zu hektisch!
Es gibt so unwahrscheinlich viele Raupen hier und die sind ziemlich schnell. Ich muß aufpassen, daß ich nicht zu viele davon mit Zelt und Klamotten einpacke; sonst gilt das noch als illegaler Tiertransport. Aber die eine, die mein Vorderrad erklommen hat, die nehm ich mit - ha, das wird die Karusellfahrt ihres Lebens!!
Eigentlich wollte ich unbedingt mal einen Schildkrötenpanzer besitzen. Vor 2 Tagen war es fast so weit - an der Straße lag ein totes Tier. Aber nach genauem Betrachten hab ich es dann doch nicht mitgenommen - an dem Schild war noch zu viel Kröte dran.
Die Grenzer sind wieder mal freundlich, auch wenn alle Regeln eingehalten und alle Stempel vollständig sein müssen.
Bulgarien begrüßt mich mit weiß-blauem Himmel und dichtem Laubwald. Die Schatten, die die Sonne auf die Straße wirft, machen es allerdings unmöglich, die zahllosen Schlaglöcher davon zu unterscheiden. Hinzu kommen die verbliebenen Spuren der vergangenen Unwetter - abgerissene Äste, über die Straße gespülter Schlamm und Sand und hie und da eine Pfütze. Maximalgeschwindigkeit fuffzig, meist deutlich weniger; und selbst dabei muß die Lisl ordentlich was wegstecken. Wir sind halt von den türkischen Straßen noch verwöhnt.
Ich fahre zwar ein Stück die selbe Strecke wie auf dem Hinweg, erinnere mich aber nicht. Bis auf eine Brücke; sie führte über ein hübsches klares Bächlein - jetzt fließt dort ein mächtiger brauner Fluß!
Wenn nicht jetzt und hier, wann dann? ...sollte ich baden im Schwarzen Meer...das sich heute gar nicht schwarz und weiß sondern glatt und türkisblau glitzernd zeigt!!
Wir haben einen kleinen (noch) einsamen Strand gefunden. Oberbalb ruht der Rohbau des Hotelkomplexes "Bay view".
In der Ferne höre ich schon wieder Donnergrollen, aber jetzt will ich nur Sonne und Meer genießen - ärgern kann ich mich später. Ist das herrlich - schwimmen im Meer!
Unerwartet schnell zwingen aber die Wolken zum Aufbruch Richtung Norden.
Während einer kurzen Orientierungspause rollen 2 Bigbikes heran und halten. Es sind 2 Türkinnen um die 40, die ihr Alter schon ordentlich "vertuschen". Eine spricht ein wenig deutsch, die andere englisch; beide sprechen türkisch. Das übliche "woher, wohin" und ein paar Fotos und Filme, auf denen ich "hallo" sagen muß. Wir trennen uns. Als die Lisl anspringt höre ich noch "oh, I love this sound!" Güle güle.
Vorhin ist ein Trupp Rennradfahrer vorbeigefahren. Es dauert lange, bis ich sie eingeholt habe - sie sind mit rasanten 60 km/h unterwegs!
Die drängende Neugier ist entspannter "geschehen-lassen"-Mentalität gewichen.
Ich rolle voran und stelle fest, daß unlängst hier schlimme Unwetter gewütet haben müssen - auf und neben der Straße riesige Pfützen, die Feldwege abgrundtief verschlammt und die Bäume nebenan sehen auch nicht aus, als ob sie immer mitten im Fluß wachsen würden. Nur ich bin heute verschont geblieben - man muß ja auch mal Glück haben!

Strecke