Sonntag, 3. Juni 2012

Krank unter “Räubern“

Seit 3 Tagen schon muß ich - nur während der Fahrt - ständig nießen. Jetzt scheint es eine ordentliche Erkältung mit Kopf- und Halsschmerzen zu sein. Außerdem habe ich Entzündungen an selten belüfteten Stellen. Anscheinend vertrage ich keine Sonne.
Kaum zu glauben, wie viele Kurven und Windungen man in eine ebene Straße einbauen kann, die im Donaudelta den Schilfgürtel entlang führt!
Ich will nach Moldavien hinüber, aber wo auf meiner Karte ein Grenzübergang sein soll ist nur Donauwasser - weit und breit keine Brücke, kein Steg oder Fähre zu sehen. So muß ich auf der rumänischen Seite weiter bis Galati, dort gibt es eine Fähre.
Dort treffe ich zwei bayrische Biker; sie wollen nicht nach Moldavien, weil es an der Grenze wohl zu Problemen kommen kann und eine ominöse Steuer erhoben würde. Ein Foto von der Lisl und mir und unsere Wege trennen sich wieder.
Pass,Fahrzeugschein,Fahrgestellnummer und Versicherungskarte werden ausführlich und gewissenhaft kontrolliert - ich warte so lange in der sengenden Sonne. Zum Schluß: ich soll in der Bank die Steuer bezahlen. Was soll's. Unglaubliche 2 € wollen die haben!!
Die Häuser sind mit Eternitplatten gedeckt; in jeder Ortschaft gibt es mehrere Ziehbrunnen, über die mehr oder weniger hübsche Häuschen gebaut sind.
Die Straßen sind wie gewohnt schlecht, oft versteckt unter einer dicken Sandschicht. Die Nebenstraßen in den Ortschaften sind ausgefahrene holprige Sandwege.
Es riecht nach Sommer - verschiedene Kräuter, Gemüse, Gras, heißer Asphalt, Gegrilltes... Enten, Gänse und Schwäne schlemmen im Schlamm, der oft noch von wenigen Zentimetern Wasser bedeckt ist. Gelegentlich steht auch ein Vierbeiner (Kuh oder Schaf) knietief dabei. Sollen sie genießen, solange noch nicht alles knochentrocken ist!
Während insbesondere in der Türkei die Händler ihre Waren offen auf der Straße feilgeboten haben, verstehen es die Moldavier trefflich, ihre Schätze hinter unscheinbaren Fassaden und Stahltüren vor den Blicken potentieller Käufer zu schützen.
An einem schattigen Kiosk am Busbahnhof gibt es mein hitzebewährtes Mittagessen: Chips, Cola und Eis.
Ich folge dem Grenzfluß Prut nach Norden. Die Grenzstraße ist nur geschottert, d.h. 30 km Stehpassage; allerdings läßt sich das meist angenehmer fahren, als die löchrigen Asphaltstraßen. Die Dörfer liegen wie ausgestorben in der sengenden Mittagshitze - selten mal eine andere Staubwolke als meine eigene. Eine herrliche Kulisse für einen Wildwestfilm! Fehlt nur die Mundharmonika.
Anstatt von Hunden werde ich hier von den Gänsen angegriffen und verfolgt; ab und zu steht irgendwo ein Pferd herum - sonst bewegt sich nichts.
Etwas später nehme ich noch eine Nebenstrecke (Kartenkategorie "Hauptstraße") unter die Räder; bei Trockenheit ist der Erdweg eine Herausforderung für uns, bei Regen wollte ich ihn nicht fahren!
Und jetzt noch die Räubergeschichte! Irgendwo hält mich die Polizei an, ich wäre zu schnell gefahren. Na ja, vielleicht. Angeblich ist hier Ortschaft. Auf Nachfrage malt mir der Polizist 62 mit dem Finger auf den Tankrucksack. Ok, wie geht's weiter? Ich soll mir im Auto das Radarbild anschauen - aber wie der andere Polizist so schnell die unglaublichen 89 auf das schöne Farbfoto von mir bekommen hat ist mir rätselhaft.
"Banka" sagt er, malt eine 40 und so etwas wie ein spiegelverkehrtes Eurozeichen auf seinen Block. Ah, 40 €, damit kann ich leben. Er soll mir auf den Fuffi moldawisches Wechselgeld geben. Jetzt wird's spannend, denn das lehnt er ab! Alternativ habe ich nur einen Zwanziger und etwas moldawisches Kleingeld anzubieten. Er nimmt den Euroschein, legt ihn in seinen Strafzettelblock und sagt "ok". Ohne jegliche Ausweiskontrolle oder sonstigen Papierkram soll ich mich schnell vom Acker machen - ok.
Beim nächsten Mal: Ortseingangsschild - 5 km Asphaltrennstrecke ohne Häuser - Polizei - Ortsausgangsschild - ha ha, hab ich besser aufgepasst!!

Die Strecke